Menschen wünschen sich ein blühendes Leben. Blühendes Leben, das ist Ausdruck für gelingendes Leben, ein Leben das sich entfaltet, ein Leben, das gesund und ausgeglichen ist. Es ist ein Leben, das von unnötigem Ballast befreit ist, vertrauensvoll und optimistisch in die Zukunft blickt. Es ist ein erfülltes, hoffnungsvolles und selbstbewusstes Leben.
Das Alte Testament hat ein Wort für diesen Zustand des blühenden, des guten Lebens: Schalom! Schalom ist der Zustand, wenn Gott das Leben in all seinen Bereichen zum Blühen bringt. Im Neuen Testament ist der zentrale Begriff für dieses blühende Leben das Reich Gottes. Und die Rede von diesem Reich Gottes, die Ankündigung dieses Reiches Gottes, das ist das Evangelium, die gute Botschaft.
Jede Pflanze braucht Nährstoffe, Licht und Wasser um zu wachsen, zu blühen und Frucht zu bringen. Jesus stellt sich in den Evangelien vor als Brot des Lebens, als Licht des Lebens und als Wasser des Lebens. Damit ist Jesus genau der, der unser Leben mit all dem versorgt, damit wir ebenfalls wachsen, blühen und Frucht bringen können.
Mit dieser Gemeindekampagne wünschen wir uns, dass die kommenden 50 Tage uns dieses blühende Leben vor Augen malen, unsere Sehnsucht danach wecken und uns Schritt für Schritt näher an dieses Leben in Fülle heranführen. Wir machen uns in den kommenden 50 Tagen bewusst, dass eine Pflanze nur Frucht bringen kann, wenn sie zuvor geblüht hat. So wollen auch wir dem Aufblühen Raum geben in unserem Leben, damit diejenigen Früchte wachsen können, die dann die Welt zum Blühen bringen.
Unten kannst du deine Ideen schrieben, wie wir Kirche sein können, die das Leben zum Blühen bringt.
Einige Gedanken zur Bibellese Tag 2:
Der Text redet davon, dass Josef und Maria verlobt waren. Wie muss man sich das vorstellen? Zur damaligen Zeit war es üblich, dass die Brauteltern mit dem Bräutigam oder dessen Eltern einen Ehevertrag abschlossen. Dabei wurde den Brauteltern ein Brautpreis überlassen, womit die Braut in die Familie und das Haus des Bräutigams übergegangen ist. Mit dem Abschluss dieses Ehevertrages waren der Mann und die Frau miteinander verlobt und der Ehevertrag war bereits rechtsgültig. Normalerweise wartete man aber mit der Heimholung der Braut in das Haus des Bräutigams ein Jahr, um sicherzustellen, dass die Braut auch wirklich noch Jungfrau war. Wäre ihr in diesem Jahr durch einen immer größer werdenden Bauch eine Schwangerschaft nachgewiesen worden, so wäre klar gewesen, dass sie vor dem Abschluss des Ehevertrags von jemand anderem geschwängert worden wäre und damit keine Jungfrau mehr war. So konnte man den Ehevertrag wieder auflösen und im zweiten Schritt die Braut auch vor Gericht stellen wegen Unzucht.
Bei Maria hat es sich nun genauso abgespielt. Sie befand sich als Verlobte in diesem Wartejahr und Josef hatte sie noch nicht in sein Haus geholt. Und genau jetzt muss Maria ihren Verlobten offenbaren, dass sie schwanger ist.
An der Reaktion von Josef wird zweierlei deutlich: seine Aufrichtigkeit und auch seine Barmherzigkeit. Da Josef natürlich nicht von einer Schwangerschaft durch den Heiligen Geist ausgegangen ist, brachte er seine Enttäuschung über die nicht von ihm stammende Schwangerschaft dadurch zum Ausdruck, dass er die Ehe auflösen wollte. Er wollte dies aber stillschweigend ohne Einbezug der Öffentlichkeit tun, damit Maria nicht vor Gericht gestellt würde und je nach Richter ernsthafte Konsequenzen bis zur Todesstrafe hätten erleiden müssen. Josef lässt hier Barmherzigkeit vor Recht geschehen. Das ist sicher seiner Liebe zu Maria, aber auch seiner großen Barmherzigkeit geschuldet. Dies macht auch deutlich in welcher Familienatmosphäre Jesus aufgewachsen ist. Hier herrschte nicht strenge Gesetzlichkeit, wo ohne Rücksicht auf Verluste das Gesetz bis zum letzten durchgezogen wurde, sondern Jesus hatte einen Vater, der um der Liebe willen Gnade vor Recht ergehen ließ. So wurde unser Herr nicht nur von seinem barmherzigen himmlischen Vater, sondern auch von seinem barmherzigen irdischen Vater geprägt.
Einige Gedanken zu Tag 3: Lukas 2,1-40
Luk 2:22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetze Moses vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen,
Luk 2:23 wie im Gesetze des Herrn geschrieben steht: «Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen»,
Luk 2:24 und um ein Opfer darzubringen, wie im Gesetze des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Nach der Geburt eines Kindes galt eine Frau zunächst als unrein. Bei einem Sohn für sieben Tage, bei einer Tochter für 14 Tage unrein.
Diese Unreinheit bedurfte wiederum einer Reinugungsphase: bei der Geburt eines Jungen 40 Tage lang, bei der Geburt eines Mädchens 80 Tage lang.
Erst danach durfte die Frau wieder aus dem Haus gehen und auch den Tempel besuchen. Erst nach Verlauf der 40, bezw. der 80 Tage hatte sie ein einjähriges Lamm als Brandopfer u. eine junge Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Eingang des Tempels — nach der Tradition an das Nikanortorb auf der Ostseite des Frauenvorhofs — zum Priester zu bringen. Nun berichtet uns der Text aber, dass Maria und Josef kein Lamm brachten, sondern ein paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Warum das? Lesen wir in Levitikus nach:
Lev 12:6 Wenn die Zeit ihrer Reinigung für einen Sohn oder eine Tochter vorbei ist, soll sie ein einjähriges Lamm als Brandopfer und eine Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Priester an den Eingang zum Zelt der Gottesbegegnung bringen.
Lev 12:8 Reichen ihre Mittel für ein Schaf aber nicht aus, soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben bringen, eine zum Brandopfer und eine zum Sündopfer.
Dieses Taubenopfer wurde auch schlicht das „Armenopfer“ genannt. Es war eine Sonderregelung für Menschen, die sich nicht einmal ein Lamm leisten konnten. Um sie nicht durch das notwendige Opfer in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen, durften sie anstelle des Lammes auch eine Taube als Opfer bringen.
Wenn ich an Marias und Josefs Stelle gewesen wäre hätte ich mich wahrscheinlich gefragt: da soll ich den Retter, den Messias zur Welt bringen, bin von Gott auserwählt und gesegnet, und kann mir am Ende nicht einmal ein normales Opfer leisten. Wo bleibt denn da Gottes Hilfe, wo bleibt denn da seine Versorgung? Hätte er mit dem Messias nicht auch Reichtum in mein Leben bringen können?
Ich bewundere Maria, wie sie nicht mit ihrer Aufgabe hadert, selbst wenn nicht alle Bereiche blühen, ihre finanzielle Situation schwierig ist, ihr Ruf geschädigt und trotzdem bleibt sie Gott und seinem Auftrag für ihr Leben treu.
Ich merke dann, wie ich schnell mit Gott hadere, wenn nicht alle meine Erwartungen an ein gutes Leben in Erfüllung gehen. Innerlich bin ich oft am Verhandeln mit Gott, dass ich dann bereit bin seine Aufgaben zu erfüllen, wenn er im Gegenzug alles in meinem Leben in Ordnung bringt.
Einige der Gedanken zu Tag 5, Lukas 2,21ff
Dieser Text ist einer der ganz wenigen Berichte aus der Kindheit Jesu. Juden zur Zeit Jesu bis heute haben einen ausgeprägten Festkalender. Vor Gott erscheinen, feiern, zusammenkommen, spielt eine ganz große Rolle in der jüdischen Frömmigkeit.
Es gab drei jüdische Hauptfeste, zu denen alle Juden in Jerusalemer Tempel erscheinen mussten (DT.16,16): das Passafest, das Wochenfest (Schawuot) und das Laubhüttenfest (Sukkot). Kinder waren verpflichtet, diese Pilgerreisen nach Jerusalem mitzumachen, sobald sie an der Hand ihrer Eltern laufen konnten. Für Jesus war das also nicht der erste Besuch im Tempel.
Eine interessante Tradition sagt, dass bei der Verteilung der Stämme unter Josua die Stadt Jerusalem nicht verteilt wurde und damit allen Stämmen Israels gehörte, also allen Bewohnern Israels. Daher waren die Einwohner Jerusalems verpflichtet, den Festpilgern kostenlos Unterkunft zur Verfügung zu stellen.
Zwei Dinge waren für das Erscheinen im Tempel verpflichtend: ein Opfer und Festfreude.Zwei Begriffe, die bei uns nicht immer so leicht zusammenpassen.
Juden haben von klein auf verstanden, dass ein Opfer für Gott und große Freude untrennbar zusammengehören.
Gedanken zu Lukas 4,15-30
Im Synagogengottesdienst wurde immer eine vorgeschriebene Passage der Thora (fünf Bücher Mose) vorgelesen. Diese Abschnitte standen fest, die konnte man nicht frei wählen. Danach war es allerdings durchaus möglich, dass ein Rabbiner oder ein Ehrengast noch eine weitere Textstelle vorlesen konnte, die er selbstständig wählen durfte. Und so befindet sich nun Jesus in der Synagoge, man reicht ihm die Jesajarolle und nun wählt Jesus einen Text, mit dem er die Vision für sein Kommen in diese Welt beschreiben möchte. Schriftrollen zur Zeit Jesu hatten keine Kapitel- oder Verseinteilungen. Das war einfach ein fortlaufender Text. Diese Einteilung kam erst viele Jahrhunderte später.
Und Jesus entscheidet nun an einer ganz bestimmten Stelle anzufangen und an einer ganz bestimmten Stelle aufzuhören (18-21). Was Jesaja einmal prophetisch vom kommenden Messias angekündigt hat, verwirklicht sich nun in diesem Rabbi aus Nazareth. Jesus bricht seine Lesung aus Jesaja mitten im Satz ab und liest den Teil nicht vor, der in der Jesajarolle eigentlich noch gestanden hätte: „…um auszurufen das Gnadenjahr Jahwes / und den Tag der Rache für unseren Gott.“
Das Gerichtswort fehlt, die Ankündigung der Rache wird von Jesus bewusst weggelassen. Mit dem Kommen Jesu kommt nicht die Rache Gottes, sondern das blühende Leben zu den Menschen. Der Sendungsauftrag Jesu ist hochpolitisch und gesellschaftlich außerordentlich relevant.
Und genauso handelt Jesus dann auch: Wo immer er den Menschen begegnet, blüht deren Leben wieder auf!
Gelähmte laufen wieder, Blinde sehen wieder, Dämonisierte erleben Freiheit, Hungrige bekommen zu essen, Gedemütigte bekommen Würde, Ausgestoßene bekommen Zuwendung, Schuldbeladene erhalten Vergebung, Verachtete erhalten Bedeutung.
Unsere Mission
Vorab: Ich habe mich schon ewig nicht mehr so angeregt über einen Bibeltext unterhalten wie heute in der Kleingruppe (Apg. 2,42-47).
Als wir dann zu den Ideen zur Umsetzung gekommen sind, fanden wir es aber etwas gekünstelt, uns was ad hoc aus den Fingern saugen zu müssen. Und abends kurz vor halb zehn ist bei mir auch wirklich nicht mehr die Zeit, wo Ideen sprudeln. Aber mir ist etwas eingefallen, worüber wir kürzlich in einer anderen Gruppe bei ELIA gesprochen hatten: diese innere Stimme, die uns manchmal einen Impuls gibt. Wenn das passiert, hat man oft nur die Wahl, den Impuls sofort umzusetzen, oder es eben sein zu lassen. Sehr oft haben bei mir diese Impulse was mit den Menschen zu tun, denen ich gerade begegne.
Ich wünsche mir, dass ich hier wieder mutiger werde. Ihr werdet es vielleicht zu spüren bekommen, wenn ihr mir über den Weg lauft 🙂
Hier noch eine alternative Übersetzung zu den Selipreisungen:
Matthäus 5 3 Reich sind die, die an Lebensgeist arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich. 4 Glücklich sind die, die traurig sind, denn sie werden getröstet. 5 Mächtig sind die, die machtlos sind, denn sie werden die welt erben. 6 Satt sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden ernährt werden. 7 Himmelsglücklich sind die, die sich erbarmen, denn man wird sich ihrer Erbarmen. 8 Himmelsglücklich sind die, die ein klares Herz haben, denn sie werden Gott sehen. 9 Himmelsglücklich sind die, die Frieden schaffen, denn man wird sie Söhne und Töchter Gottes nennen. 10 Himmelsglücklich sind die, die wegen (ihrer) Gerechtigkeit gejagt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich. 11 Himmelsglücklich seid ihr, wann immer sie euch beschimpfen, verfolgen und schlecht über euch reden. 12 Freut euch und jubelt, denn euer Lohn im Himmel ist groß. denn genauso haben sie die Propheten vor euch verfolgt.
aus Rink, Sebastian. Heiliges Leben (German Edition) .
Einige Gedanken zur Bergpredigt aus dem neuen Buch von Sebastian Rink: Heiliges Leben
„Geistlich arm“, wie Luther übersetzt, bedeutet nicht intellektuell minderbemittelt. Es meint arm an allem zu sein, was zum Leben nötig ist. Denn „Geist“ ist die Lebenskraft Gottes, die den Menschen am Leben erhält. Wem es am gottgegebenen Geist mangelt, der ist arm an allem Lebensnotwendigen. Arm an Essen und Trinken – und (dadurch?) arm an Hoffnung.
Was bedeutet „Selig“ oder „glücklich“ in den Seligpreisungen?
Die Menschen im Text werden beschrieben mit diesem mächtigen Wörtchen „makarios“, das bei den alten Griechen „den glücklichen Zustand […] der Götter“ beschrieb. Hier hält es fast unbeugsam die Würde des vergessenen Menschen hoch. Die „Seligpreisungen“ bieten einen Blick mit dem Augenfunkeln des Himmels.
Der Auftakt der Rede ist … der Zuspruch an die Leidenden: „Ich habe dich im Blick, auch wenn alle anderen dich vergessen haben!“ Er klingt wie der Klageschrei Gottes: „Verdammt nochmal! Ich finde mich nicht einfach damit ab, wie es ist! Die Armen müssten ein Königreich besitzen! Die Leidenden sollten getröstet werden! Die Machtlosen müssten die Erde verwalten! Und die ungerecht Behandelten sollen endlich zu ihrem Recht kommen!“
Der Beginn der Rede lenkt den Blick auf Menschen, die schnell vergessen werden. Sie, die Passiven, bekommen alle Aufmerksamkeit. Sie, die Menschen mit einer Passion – wörtlich eben: die Leidenden. Sie sind es, die plötzlich im Rampenlicht stehen, wenn das Himmelreich aufgeführt wird. Wenn Gott das Sagen hätte, dann wären die Letzten unserer Gesellschaft die Ersten in seiner. Hier blitzt es auf, das Heilige, denn es gilt: Immer dann, wenn die Letzten zu Ersten werden, dann passiert das Himmelreich. Dann werden die Vergessenen zu Himmelsglücklichen, oder wie Luther sie nennt: „Selige“.
Jesus predigte nicht das Tun um des Tuns willen, sondern um der (vergessenen) Menschen willen. Das ist nicht Gesetzlichkeit, sondern Menschlichkeit. Die Menschlichkeit um des (heiligen) Lebens willen ist das immer mitlaufende Thema der Bergpredigt. Doch diese Menschlichkeit bleibt nicht bloß irdischer Humanismus. Jesus rückt die Menschlichkeit ins Licht einer hoffnungsvollen Göttlichkeit. Beide überlagern sich immer wieder, sie müssen gemeinsam verstanden werden. Matthäus nennt dieses Miteinander „Himmelreich“ und macht es zur großen Klammer um seine Erinnerung an die Vergessenen (Verse 3+10). Himmelreich ist, wo die Menschlichkeit mir heilig wird.
Gedanken zu Matth. 5, 1-48:
Gott hat das letzte Wort. Das ist tröstlich und das begegnet mir in den Seligpreisungen. Egal, wie die Lebensituation ausschaut, ER hält alles in seiner Hand und ist mächtig, auch wenn Dinge nicht so geschehen, wie ich es mir vielleicht vorstelle. Aber am Ende kommt ER zum Ziel und ich darf ihm vertrauen, dass ER es gut macht.
Gedanken zum 8.1.: Lk.10,25ff
Die Straße von Jerusalem nach Jericho war berüchtigt für ihre Gefährlichkeit. Jerusalem liegt 800 Meter über dem Meeresspiegel; Jericho liegt 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Straße fiel also auf einer Länge von etwa 30 Kilometern 1050 Meter ab und verengte sich in dem felsigen Gelände zu Hohlwegen. Wenn man also die Straße hinab zog, dann ging man von Jerusalem nach Jericho hinunter. Zahlreiche Windungen machten sie zu einem erfolgreichen Jagdgrund für Räuber. Aus dem fünften Jahrhundert berichtet der Kirchenvater Hieronymus, daß die Straße immer noch ,,Der rote, blutige Weg“ genannt wurde. Und noch im 19. Jahrhundert mussten Reisende eine Schutzgebühr an den örtlichen Scheich entrichten, bevor sie die Straße benutzen durften. Sogar Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden Reisende davor gewarnt, nach Einbruch der Dunkelheit die Straße zu benutzen, weil ein gewisser Abu Jildah Meister darin war, Autos anzuhalten und die Reisenden und Touristen auszurauben.
Priester:
Priester wurden in 24 verschiedene Dienstabteilungen eingeteilt. Jeder jüdische Priester gehörte zu einer dieser 24 Ordnungen. Jede Ordnung hatte eine Woche lang Dienst im Tempel, danach hatte man 24 Wochen frei und dann wieder eine Woche Dienst. Die Hälfte aller Priester zur Zeit Jesu lebte in Jerusalem, ein Viertel in Jericho und ein weiteres Viertel im Lande verteilt. Unser Priester im Text hat also gerade eine Woche Tempeldienst hinter sich und ist wahrscheinlich auf dem Weg nach Hause.
Samariter:
Zwischen Juden und Samariter bestand eine Feindseligkeit. Juden betrachten Samariter als kultisch unrein. Die Samariter sympathisierten mit den Römern. Ehen zwischen Juden und Samaritern durften nicht geschlossen werden, ein Jude verkaufte einem Samariter keine Waffen, kein Vieh und er kaufte ihm kein Fleisch ab, ehe der Samariter selbst ein Stück davon gegessen hatte. Die Samariter rächten sich dafür an den Juden und belästigten immer wieder Jerusalempilger, die durch Samarien zogen. Einmal brachten sie es sogar fertig, den Jerusalemer Tempel kurz vor dem Passahfest zu entweihen, indem sie Menschenknochen in den Vorhof warfen. Das Fest musste tatsächlich um einen ganzen Monat verschoben werden. Der Ausdruck „Samariter“ war unter den Juden ein regelrechter Schimpfname. Besonders schwerwiegend bei den Samaritern war, dass sie nur an die ersten fünf Bücher Mose glaubten, und den Rest des Alten Testaments ablehnten. Zudem brachten sie in den Text der ersten fünf Bücher Mose (Thora) zahlreiche Änderungen ein. Jerusalem und den dortigen Tempel als zentralen Ort der Gottesverehrung lehnten sie strikt ab. Sie bauten sich einen eigenen Tempel auf dem Berg Garizim. Ihrer Überlieferung zufolge soll dies der einzige Berg gewesen sein, der bei der Sintflut nicht überflutet worden sein soll.
Und genau solch ein Samariter schneidet in unserem Text besser ab als der „heilige“ Priester. Der Samariter hat wahrscheinlich viel Falsches geglaubt, aber dennoch das Richtige getan. Dass Jesus solch einen Samariter als Vorbild dargestellt hat, muss für den Gesetzeslehrer schwer zu schlucken gewesen sein.
Es ist erstaunlich, dass der Priester eine Woche Dienst für Gott hinter sich hat, eine Woche in der Gegenwart Gottes war im Tempel und trotzdem nicht in der Lage war, hinterher das richtige zu tun und die Liebe Gottes weiterzugeben. Gut wohlgefälliger glaube spielt sich eben nicht nur in der Kirche ab, sondern vor allem draußen auf der Straße.
Gedanken für den 10.Oktober zu Lukas 15:
Drei Verse sind mir in diesem Kapitel besonders ins Auge gesprungen, auf die ich bisher wenig Augenmerk gelegt habe:
V 6 Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ‚Freut euch mit mir! Ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‘
V 9 Und wenn sie sie dann gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt zu ihnen: ‚Freut euch mit mir! Ich habe die verlorene Drachme wiedergefunden!‘
V 32 Jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen! Denn dein Bruder war tot und ist ins Leben zurückgekommen, er war verloren und ist nun wiedergefunden.'“
Es ist für uns ein ungewöhnlicher Gedanke, dass ein Hirte oder eine Hausfrau beim Wiederfinden einer wertvollen Sache gleich den Nachbarn Bescheid gibt, um mit ihnen ihre Freude zu teilen. Stellt euch vor, ihr habt einen Ohrring (oder die TV Fernbedienung als Mann… 😉 ) verloren und nach längerer Suche findet ihr sie wieder. Wer würde da bei den Nachbarn klingeln und ihnen von der Freude des Wiederfindens berichten und noch gleich eine Flasche Sekt mitbringen?
Aber trotzdem haben diese Verse etwas Anregendes: Freude will geteilt werden. Freude will sich zeigen, Freude möchte nicht alleine bleiben. Der Vater im Text kann es drastisch formulieren: …jetzt müssten wir doch feiern und uns freuen.
Es entspricht nicht gerade der deutschen Mentalität (im Gegensatz zu den Orientalen der Bibel), die Freude nach aussen zu tragen. Oft trägt man sie nicht einmal auf dem Gesicht. Ich werfe uns da ein gewisses Mass an emotionaler Impotenz vor. Es geht mir nicht um die dumpfe Freude auf der Wiesn oder der Bergkirchweih. Es geht um die Fähigkeit, echte Freude zu empfinden bei beglückenden Erfahrungen und diese auch zu zeigen. Ich habe den Eindruck je intellektueller mein Umfeld, desto mehr muss ich mich für meine kindliche Freude oder Begeisterung rechtfertigen. Begeisterung ist dann schnell Naivität, die erst noch durch die Einwirkung meiner Rationalität abgekühlt und versachlicht werden muss. Der ältere Bruder hat ja auch ein ganzes Arsenal an Argumenten auf Lager, warum man sich jetzt nicht einfach so freuen kann.
Selbstbeherrschung ist nicht immer Zeichen besonderer Klugheit, sondern in Bezug auf Freude und Begeisterung vielleicht davon, meine Gefühle zu sehr beherrschen zu wollen, um nicht unüberlegt, unbedacht oder unreif zu wirken.
Ich möchte uns einladen im Privaten und als Gemeinde unsrer Freude über das Schöne, das uns begegnet, Ausdruck zu verleihen, sie zu zeigen, und mehr zu feiern!
Warum nicht wirklich die Flasche Sekt mitbringen?
Was würde das aus unseren Häusern machen? Und aus unseren Gottesdiensten…?
Jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen!
Gedanken zum 12.Oktober zu Matthäus 13
In diesem Kapitel faszinieren mich vor allem die Verse 51-52, hier einmal aus dem neuen Genfer Übersetzung: 51 »Habt ihr das alles verstanden?«, ´fragte Jesus seine Jünger.` »Ja!«, erwiderten sie. 52 Da sagte er zu ihnen: »Dann wisst: Jeder Schriftgelehrte, der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Schatz Neues und Altes hervorholt.«
Jesus spricht im ganzen Kapitel über das Himmelreich, das Reich Gottes. Dieses Reich ist Bezugspunkt, Dreh- und Angelpunkt für allen Glauben und alle Nachfolge. Ich möchte gern ein Jünger sein, der in der Schule des Himmels ausgebildet wird. Vieles prägt uns im Leben, aber einen Schüler des Himmels zu sein, hat seinen ganz besonderen Reiz! Damalige Schriftgelehrte konnten größtenteils die gesamte Tora, also die ersten fünf Bücher Mose, auswendig. Und auswendig mein mehr als bloß den Text rezitieren können. Er wurde diskutiert, durch die verschiedensten Rabbiner ausgelegt und interpretiert. Aber was Jesus hier anspricht ist die grundsätzliche Haltung der Lernbereitschaft. Offen bleiben für Neues, immer Neues dazu lernen wollen, sich seiner selbst nie zu sicher zu sein. Wir verachten nicht, was wir bisher gelernt haben, es ist ein Schatz, aber dieser Schatz erweitert sich auch durch Neues. Unser Schatz an Gotteserkenntnis und geistlichem Verständnis speist sich aus Altem und immer wieder Neuen. Ich erlebe in sogenannten biblischen Kreisen zu oft, dass diese Lernwilligkeit für Neues verloren geht. Man hält krampfhaft fest an bestimmten Auslegungsmodellen und einem bestimmten Verständnis von Schriftstellen und kann sich kaum vorstellen, dass es hier vielleicht auch noch alternative Verständnisse geben könnte. Wahrscheinlich konnten sich auch die Schriftgelehrten zur Zeit Jesu nicht vorstellen, dass es noch neue Möglichkeiten gibt, die Tora auszulegen, nachdem sie Jahrhunderte lang von den Rabbinern diskutiert wurde. Und doch bringt Jesus ein neues Verständnis, schlägt neue Wege ein und durch bricht alte Denkmuster in seinen Gleichnissen und vor allem auch in der Bergpredigt. Ein Jünger, der in der Schule des Himmels ausgebildet wird, weiß um den Schatz des Alten aber auch den Wert des Neuen. Diese Haltung hätte uns vor manchen Glaubenskrieg bewahrt, für mehr Toleranz gesorgt und wahrscheinlich auch mehr Menschen abgeholt.
Hintergrundinformationen zu Mt.20,1-16 Die Arbeiter im Weinberg
Wenn ein Weinbauer auf dem Markt Arbeitskräfte sucht, dann hat das seinen Grund:
Die Traubenernte hat begonnen und jetzt braucht er dringend viele Arbeitskräfte.
Im Orient gibt es ja keine vier Jahreszeiten wie bei uns, sondern nur zwei Jahreszeiten, nämlich die Trockenzeit und die Regenzeit.
Die Trockenzeit beginnt Ende April, und dann regnet es nicht mehr bis Mitte Oktober.
Im Frühsommer ist dann die Getreideernte (das einzige Grundnahrungsmittel im Orient, heute Getreide, Kartoffeln, Mais, Reis).
Und ganz spät, erst im Oktober ist dann die Traubenernte, also kurz vor der Regenzeit. Und damit ist die Traubenernte immer die arbeitsintensivste Zeit, denn innerhalb weniger Wochen muss die gesamte Ernte eingebracht werden, bevor der Regen die gesamte Ernte gefährdet. Zudem beginnt auch in dieser Zeit der jüdische Festkalender, so dass Mitte Oktober gleich 2-3 große Feste kommen, und bis dahin muss ebenfalls die Ernte unter Dach und Fach sein.
Also jetzt ist Stress. Gerade bei einem großen Weingut muss die Traubenernte sehr gut geplant werden!
Die Situation von Tagelöhnern war sehr schwierig. Man denkt oft, dass es am schlimmsten war, wenn man Sklave bei jemandem war. Aber da täuscht man sich.
Für einen Sklaven habe ich ja Geld ausgegeben, den habe ich gekauft, der hat mich etwas gekostet. Der Preis muss sich ja amortisieren. Der ist jetzt mein Eigentum, mein persönlicher Besitz. Seinen Sklaven muss man pflegen.
Über Sklaven und Tagelöhner zur damaligen Zeit erfahren wir einiges vom römischen Schriftsteller Cato, der im Jahr 150 v. Chr. ein bedeutendes Werk über die damalige Landwirtschaft geschrieben hat. Er rät harte oder ungesunde Arbeit nie von Sklaven machen zu lassen, sondern von Tagelöhnern. Dein Sklave soll dir ja lange erhalten bleiben. Tagelöhner sollte man täglich auswechseln, damit sie nicht anhänglich werden und die Anstellung für selbstverständlich nehmen.
Der normale, eher grosszügige Lohn eines Tagelöhners war ein römischer Denar.
Dafür musste man von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang arbeiten, also +/- 12 Stunden.
Wenn man an einen guten Arbeitgeber geraten ist, dann bekam man am Abend seinen Denar, der dann die Familie für einen Tag ernährt hat.
Mit weniger konnte man damals nicht leben.
Vieleicht lohnt sich da mal eine ganze Predigt dazu…. Feedback erwünscht.
Gedanken zum 23.10. ➡ Lukas 5,17-26
In diesem Abschnitt steht einer meiner Lieblingsverse. Gleich zu Beginn heißt es: „Und die Kraft des Herrn drängte Jesus zu heilen.“. Etwas genauer könnte man auch übersetzen: “Und die Kraft des Herrn war da, um zu heilen.“
Dieser Vers bringt zum Ausdruck, dass Gott gegenwärtig ist, um bestimmte Dinge bei den Menschen zu bewirken. Er ist hier in diesem Raum, in dem sich Jesus aufhält, gegenwärtig, um zu heilen. Die Initiative geht von Gott aus. Gott muss nicht überredet werden, er muss nicht zu etwas veranlasst werden, sondern Gott selbst hat einen Plan, er hat ein Ziel, er hat eine Absicht: Menschen zu heilen.
Ich frage mich dann immer, was Gottes Absicht ist in unserem Leben, in unseren Räumen, in unserem Gottesdienst, an den Orten, wo wir uns aufhalten? Nehme ich Gottes Gegenwart war und er kenne ich seine Absicht?
Ich befürchte, dass ich des Öfteren Gottes Gegenwart zwar genossen habe, aber nicht verstanden welche Werke Gott wirken möchte. Obwohl Gott heilen wollte, musste Jesus immer noch zu dem Kranken sprechen und ihm diese Heilung zusagen.
Wahrscheinlich muss ich wieder einmal meine Komfortzone überwinden und mich darauf einlassen, dass Gottes Gegenwart nicht einfach nur unsere Lobpreiszeiten oder Gebetszeiten begleiten möchte, sondern dass Gott wieder einmal hier ist, um einzugreifen, zu handeln, sein Reich zu bauen, die Macht des Bösen zu vertreiben und Gutes zu wirken. Und dann ist es wahrscheinlich an mir und an uns, diese wirksame Gegenwart Gottes anderen zu zu sprechen, für andere zu beten, diese gegenwärtige Vollmacht in Anspruch zu nehmen und darauf zu vertrauen, dass Gott jetzt gerade mich gebrauchen möchte.
Wo wird Gott heute gegenwärtig sein, und was möchte seine Gegenwart bewirken? Wo will Gottes Gegenwart heute Leben zum Blühen bringen? Vielleicht können wir mit dieser Frage durch den Tag gehen.
Kommentar zu Mt, 26: der Verrat.
Viele fragen sich, wie es dazu kommen kann, dass Judas so lange mit Jesus zusammen war und ihn am Ende doch verraten hat. Hat er am Ende tatsächlich für 30 Silberstücke alles hingeschmissen, was er an Evangelium, an Wunder und Zeichen mit Jesus erlebt hat? Hatte nichts von der Botschaft Jesu bei Judas gefruchtet?
Einige Ausleger haben eine ganz andere Sicht auf den Verrat von Judas: die Evangelien berichten, dass Judas zu der Gruppe der Zeloten gehörte, eine militante Gruppe die versuchte mit Gewalt die Römer aus dem Land zu vertreiben und dem Messias den Weg zu ebnen. Dieses Vorgehen, dieser Weg war tief im Gedankengut von Judas verwurzelt. Während Judas Jesus nachfolgt wird ihm bewusst, dass dieser Jesus tatsächlich der Messias ist, und gleichzeitig wird er immer ungeduldiger, wann Jesus endlich anfängt, die Römer zu vertreiben und für Israel wieder das Königreich aufzurichten. Für Judas wird dir Milde und Barmherzigkeit und Tatenlosigkeit den Römern gegenüber immer unerträglicher. Daher fast er einen Entschluss: wer verrät Jesus, treibt ihn damit so sehr in die Enge, dass Jesus seine Deckung und den Weg des Friedens fallen lassen muss und sich endlich als der mächtiger Herrscher offenbart, der nun dieser unmittelbaren Bedrohung seines Lebens mit seiner vollen Macht begegnen muss. Julius wollte Jesus nicht wirklich verraten und sich von ihm abwenden, sondern eine ganz starke Reaktion von Jesus provozieren. Als genau diese Strategie nicht funktioniert, weil sich Jesus verurteilen und am Ende sogar hinrichten lässt und eben bewusst darauf verzichtet, Legionen an Engeln herab zu rufen, wie Judas es sich erhofft hatte, erkennt er seine fatale Fehleinschätzung und es wird ihm bewusst, dass sein Verrat statt zum Sieg nun zum Tod Jesu geführt hat.
Diese Erkenntnis, wie kläglich seine Strategie der Provokation gescheitert ist, lässt ihn so sehr verzweifeln, dass er nur noch den Ausweg des Freitods für sich sieht.
Was denkt ihr über diesen Auslegungsstrang diese Geschichte? Feedback erwünscht!